So nutzt du Linien in deinen Bildern richtig

Was macht eigentlich ein schönes Bild aus? Die Entscheidung, ob etwas gefällt oder auch nicht wird in Millisekunden getroffen. Aber bereits in dieser Minizeitspanne gibt es Faktoren, die die Entscheidung beeinflussen. Natürlich zählt dazu auch der Inhalt des Bildes. Gefällt mir das, was ich sehe - also in unserem Fall das Rezept. Mag ich den Kuchen, den Salat, das Nudelgericht oder eher nicht. Bin ich Vegetarier und sehe ein Fleischgericht, dann mag ich hin und her gerissen sein, ob mir das Bild wirklich gefällt, ganz einfach, da ich mich mit seinem Inhalt nicht identifizieren kann.

Bricht man es aber auf die technischen Elemente der Bildgestaltung hinunter. Dann gibt es wesentliche Gestaltungsmechanismen, die dir dabei helfen können, dein Bild für den Blick eines Betrachters attraktiver werden zu lassen. Ein wichtiges und nicht zu unterschätzendes Element ist die “Linie”. Warum das so ist, erklären wir dir unten inkl. des ein oder anderen Beispiels.

Die Linie in der Bildgestaltung

Wir haben also festgestellt, dass Linien wichtige Elemente in der Bildgestaltung sind. Doch warum ist das so?

Klassischerweise helfen Linien dabei, in einem Bild Räumlichkeit zu schaffen. Für uns in der Fotografie sind sie aber auch besonders wichtig, da sie den Blick des Betrachters durch ein Bild führen können. Setzt du sie richtig ein, kannst du den Blick festhalten, so dass er möglichst lange im Bild verweilt. Und genau das ist immer unser Ziel: Der Blick eines Betrachters soll möglichst lange im Bild gefangen sein, jede Ecke erkunden und die Fotografie genießen.

Linien können unterschiedliche Ausprägungen annehmen. Sie können lang oder kurz sein, dick oder dünn. Mitten im Bild anfangen, so wie oben die Linien im Holz unseres Untergrundes und dafür auf einer Seite aus dem Bild driften. Ihre Farbe lässt sich verändern, genauso wie ihre Schattierung. Abhängig von diesen Faktoren fällt eine Linie entweder stärker ins Gewicht oder auch nicht. Ist sie besonders dick, fällt sie generell eher auf als ein heller Nadelstrich. Ein weißer Nadelstrich als Trennlinie zwischen zwei schwarzen Flächen wiederum ist sehr auffällig. Es gilt also: Je auffälliger eine Linie, desto mehr zieht sie den Blick an und kann ihn führen.


Wo entstehen Linien?

Die Frage danach, wo Linien entstehen, erscheint zunächst banal. Es ist aber wichtig, sich die Antwort sehr bewusst vor Augen zu führen. Linien entstehen als Abgrenzung von etwas. Entweder von Objekten oder als Abgrenzung von Flächen und Formen. Dort wo z.B. zwei größere Flächen mit unterschiedlichen Farben aufeinander treffen, entsteht automatisch eine Linie zwischen ihnen. Diese Linie leitet das Auge. Linien entstehen auch durch “Punkte”. Mit Punkten meinen wir einzelne Elemente in einem Bild, die räumlich getrennt sind aber optisch irgendwie zusammengehören. Das können in der Foodfotografie z.B. Löffel auf Tellern, Fruchtstücke oder andere Elemente sein. In unserem Beispiel des Möhrenkuchens betonen die Feigen eine imaginäre Linie, die sich durch das Bild zieht.

Essentials beim Einsatz von Linien

Wenn du Linien in deinen Bilder bewusst einsetzen möchtest, solltest du auf drei Aspekte achten: Die Präsenz der Linie, ihre Länge und ihre Richtung.

Die Präsenz einer Linie kann durch ihre Stärke, Schärfe, Farbe oder auch ihren Farbverlauf zustande kommen. Linien mit einer auffallenden Farbe oder solche, die besonders scharf sind, sind im Bild auch besonders präsent und können das Bild gewollt oder leider auch ungewollt nahezu teilen.

Die Länge der Linie ist ebenfalls maßgeblich für die Blickführung. Wir arbeiten sehr gerne mit einem Rahmen im Bild wie z.B. einem Brettchen unter unserem Hero. Dieser Rahmen im Bild, verläuft oftmals nahezu parallel zum eigentlich Bildrand. Durch diesen Effekt, wird der Blick auf die Mitte der Rahmenfläche gelenkt. Der Inhalt sollte der Hero deines Bildes sein. Also das Element, das dir in deinem Bild am wichtigsten ist. Durch den Rahmen wird der Blick des Betrachters quasi daran gehindert aus dem Bild auszubrechen.

Im Beispiel unten bildet die weiße Serviette unter der Kuchenplatte genau einen solchen Rahmen. Sie verstärkt das Interesse an dem Kuchen und verhindert, dass der Blick (zu früh) abschweift.

Die Linienführung im Bild mit unserem Mürbeteig-Kirsch-Ricotta Kuchen ist dynamisch

Serviette und Messer dienen als Blickstopp und lenken den Blick auf den Mürbeteigkuchen

Wirkung durch die Richtung von Linien

Kommen wir zu der Richtung von Linien. Unabhängig davon, ob du eine Diagonale einsetzt, eine vertikale oder horizontale Linie, solltest du dir darüber bewusst sein, dass jede Richtung einen Effekt auf den Betrachter. Und noch wichtiger: Jede Richtung hat zusätzlich einen anderen Effekt!

Beginnen wir mit der horizontalen Linie…Sie erinnert - wie ihr Name bereits vermittelt - an einen Horizont. Der Blick ist an diese Teilung grundsätzlich gewöhnt. Allerdings solltest du beachten, dass die Linie in ihrer Platzierung entweder mehr in Richtung des oberen oder des unteren Randes verschoben werden kann. Um so mehr sie in der Mitte des Bildes liegt, desto ausgeglichener (andere würden sagen - langweiliger-) wirkt das Bild. Du kannst Spannung aufbauen, in dem du die Teilung des Bildes etwas verschiebst. Hierbei kannst du auch die Drittelregel beachten. Die lässt dein Bild dann besonders harmonisch aber nicht langweilig wirken.

Weiter geht es mit senkrecht verlaufenden Linien…Sie teilen das Bild wesentlich radikaler als horizontale Linien. Hier solltest du aufpassen, dass sie das Bild nicht zu sehr zerschneiden. Im schlimmsten Fall entsteht der Eindruck, dass es sich um zwei Bilder handelt. Ist die vertikale Linie eher an der Außenkante des Bildes platziert, kann sie die Funktion eines Rahmens einnehmen.

Als dritte Option kannst du auch die Diagonale einsetzen. So lange sie nicht direkt von einer Ecke des Bildes bis zur anderen verläuft, kannen sie dem Bild einen positiven oder auch negativen Schwung verleihen. (Andernfalls teilt sie das Bild wieder in exakt zwei Hälften.) Gerade Linien, die von links unten nach recht oben verlaufen, haben eine sehr positive und dynamische Wirkung. Damit du siehst, was wir meinen, schau dir noch einmal die beiden Tortenbilder im Vergleich an. In das eine haben wir genau so eine Diagonale integriert. Beim zweiten Bild haben wir auf diese Linie verzichtet. Nimmst du den Unterschied wahr? Das zweite Bild wirkt wesentlich statischer und ruhiger. Beide Optionen haben ihre Relevanz. Es ist nur wichtig, zu wissen, welche Option, welche Wirkung erzielt.

Fazit

Linien sind also ein wunderbares Element, das der Blickführung dient. Setzt du sie richtig ein, kannst du den Blick des Betrachters länger im Bild halten. Wenn du das Set aufbaust und die Bildkomposition vorbereitest, solltest du dir folgende Fragen stellen:

  • Wo nehme ich bewusst Linien in meinem Set wahr?

  • Wie verlaufen sie?

  • Wie dominant verlaufen sie?

  • Teilen sie das Bild eher unangenehm und wenig harmonisch?

  • Verwirren sie den Blick oder gibt es eine klare Blickführung?

  • Und wo führen sie den Blick des Betrachters genau hin - zum Hero oder weg von ihm?

Lust auf noch mehr Rezepte und Foodstyling Tipps?

Melde dich jetzt zu unserem Newsletter an!